Travemünde. Was soll ich sagen. Mein Verhältnis ist zwiegespalten.
Travemünde trieft vor Spießigkeit. Ich mag Spießigkeit. Einem gewissen Maß kann ich mich nicht verschließen: Es gibt nichts Schöneres für mich, morgens mit Bademantel zum Steg zu gehen, ihn dort am dafür vorgesehenen Kleiderständer aufzuhängen und ein Bad zunehmen. Bei jedem Wetter.
Auf dem Weg trifft man auf deutsche Rentner mit kurzen Hosen, Sportsocken bis zu den Waden und Sandalen. Auf dem „Grünstrand“, einer Wiese am Ende der Promenade, wo es eben keinen Sandstrand mehr gibt, sitzen sie in ihren Camping-Klappstühlen aus den Sechzigern und schütteln im Gleichklang die Köpfe über die Ansammlungen von Familien- und Freundeskreisen, die auf der Wiese grillen, feiern und das Leben genießen.
Der Strand, also der Sandstrand, ist erstaunlich international, internationaler als beispielsweise in El Palmar, Andalusien. Verschiedenste Sprachen werden vom Wind herangetragen, von Französisch bis Polnisch und einmal um die ganze Welt – nicht alle kann ich zuordnen. An den Strandkörben aber wehen die Fähnchen der deutschen Bundesländer, gerne zusätzlich auch das des Lieblingsfußballvereins…
Auch in Spanien sitzen die Familien zusammen auf ihren Campingstühlen am Strand, Po im Wasser, der halbe Hausstand wird auf Sackkarren angeschleppt…
Warum nur finde ich die Rentner in Spanien irgendwie cooler, niedlicher, weniger spießig? Weil ich nicht alles verstehe? Weil dort ein anderes Lebensgefühl vermittelt wird? Weil mich das mehr an Urlaubsstimmung im Ausland milder stimmt?
Aber es kommen mittlerweile auch wieder viele junge Leute nach Travemünde. Für Familien gibt es viel zu erleben, alle paar Meter sind auf der Promenade Spielmöglichkeiten für die Kinder. Es gibt einen riesigen Piratenspieplatz an der Travemündung, daneben eine Beach-Bar, in der die Eltern einen Drink nehmen und den beeindruckenden Schiffsverkehr beobachten können, während sie auf ihre Kinder aufpassen. Außerdem gibt es einen tollen Kletterwald und wer mal ein wenig mehr Ruhe möchte, flüchtete sich einfach nach gegenüber an die Naturstrände bei Rosenhagen.
Wie bekomme ich jetzt den Dreh zu den Matjesbrötchen?
An der Vorderreihe, Travemündes Hauptstrasse, reiht sich ein Café an eine nächstes, Restaurant an Restaurant… Trotz der großen Auswahl lässt die Qualität der Restaurants überwiegend zu wünschen übrig.
Und so ergab es sich, dass wir unter anderem Ermangelung an Alternativen, aber auch, weil wir es einfach lieben, fast sieben Tage lang etwa 2 Matjesbrötchen pro Tag vertilgt haben. Die Raupe war auf Fischfrikadellen fixiert. Umrechnungsfaktor: 1 Matjesbrötchen = 2 Fischfrikadellen.
In einer Fischbrötchenbude habe ich dann eine alte vergilbte Flensburger Werbung gesehen: Norddeutsches 2-Gänge-Menü: Flens + Burger. Mir gefällt es. Die Werbung und die Kombi.
Aber selbst die Fischbrötchen kann man sehr wenig liebevoll herstellen, wie der Besuch in einer von Deutschlands größten Fischbuden-Ketten zeigte.
Ich bin Puristin in Bezug auf Fischbrötchen. Mir reicht ein frisches knuspriges Brötchen, am liebsten sollte es ein Weißbrötchen sein, Butter, ein ebenso frisches Salatblatt, Zwiebeln und ein zartes Matjesfilet. So wird es auch auf dem Fischmarkt serviert. Naja, da verzichtet man auch auf das Salatblatt… und natürlich ist es unter Hamburgern verpönt, (nach 6:00 Uhr morgens) auf den Fischmarkt zu gehen. Es sei denn, man stolpert in den frühen Morgenstunden aus dem Pudel Club. Puh, die Zeiten liegen schon etwas länger zurück.
Simone von der S-Küche ist da anspruchsvoller und hat ein tolles Rezept für Hausfrauensauce auf ihrem Blog und eine Empfehlung für eine Fischbude in Niendorf, der ich mich nur anschließen kann. Ein Ausflug nach Niendorf dafür lohnt sich in jedem Fall. Einfach mit dem Rad der wunderschönen Steilküste folgen…
Norddeutsches 2-Gang-Menü
(1 Person)
1 Rundstück, frisch und knusprig
1 Matjesdoppelfilet
1 Blatt Salat, auch der knackig und frisch, bei mir darf es gerne Eisbergsalat sein
2 Scheiben rote Zwiebel, getrennt in Ringe
Butter!!!!!
Liebe
1 Flensburger, wahlweise alkoholfrei
Brötchen aufschneiden, auf die Unterseite Butter schmieren. Mit dem Salatblatt belegen, Matjes drauf. Mit den Zwiebeln toppen. Flensburger auf. Genießen. Nordisch by Nature!
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