Die Reisesaison für meinen Herzensort fängt wieder an: Kapstadt.
Rund um den Jahreswechsel 2002/2003 habe ich während meines Studiums 4 Monate in Kapstadt verbracht. Seitdem bin ich der Stadt und ihren Bewohnern verfallen. Vom ersten Tag an habe ich mich wohl, willkommen, zu Hause und richtig gefühlt.
Anlässlich meiner 20-jährigen Beziehung zu der Stadt, habe ich Euch heute meine ganz persönlichen Tipps zusammengestellt, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit ganz ohne Rezept. Ich werde so oft nach den Tipps gefragt, dass ich sie jetzt einfach mal online stellen wollte. Es ist ein sehr langer Text geworden, weswegen ich ein Inhaltsverzeichnis gemacht habe. Mit einem Click auf die Überschriften könnt ihr direkt in den entsprechenden Abschnitt springen.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeines
- Wo wohnen?
- Was machen?
- Wo essen?
- Shopping
- Für Sonnenanbeter
- Mit Kindern
- Tagesausflüge
- Abstecher
Allgemeines
Während meiner Studienzeit in Kapstadt lag das Ende des Apartheidsregimes noch gar nicht so lange in der Vergangenheit, was mir – zugegeben – nicht wirklich bewusst war. Vielmehr bin ich recht unbedarft und fast schon blauäugig nach Kapstadt gefahren. Manchmal bietet das aber vielleicht auch die Gelegenheit, offener für alles zu sein, was da so kommen mag.
Ja, ich wurde viel vor den Gefahren gewarnt: Überfalle, Einbrüche, Waffengewalt und Carjacking. Davor wird man auch heute noch gewarnt und zumindest sollte man es nicht – auch wenn alles wesentlich sicherer wirkt als vor 20 Jahren – auf die leichte Schulter nehmen. Aber auch durch Berlin, London und New York würde ich nachts nicht allein durch dunkle Gassen laufen. Die Stadt hat sich seit damals sehr gewandelt. Noch bei Weitem ist nicht alles gut, noch immer gibt es Gefahren, noch immer Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die Verletzungen durch die Apartheid und die Kolonialisierung sind tief in Herzen und Seelen eingebrannt. Und trotzdem habe ich immer sehr offene, freundliche und interessierte Menschen aller Kulturen, Ethnien und Geschlechter kennen und so das Land lieben gelernt.
Außer bei mir, kann man sich auch beim Kapstadt-Magazin, Eatout und auf natürlich auf Insta und Facebook online auf dem Laufenden halten und von aktuellen Veranstaltungen, angesagten Restaurants und vielem mehr erfahren.
Auch wenn das öffentlichen Verkehrsmittelnetz im Rahmen der WM 2010 massiv ausgebaut wurde, miete ich mir immer ein Auto. Vor 20 Jahren gab es lediglich die hauptsächlich von Locals benutzten Minibusse, von denen damals abgeraten wurde. Von daher mag das bei mir auch ein wenig historisch bedingt sein. Aber mit dem Auto kann man natürlich wunderbar spontan sein und man darf die Größe der Stadt, den Berg in der Mitte und die Entfernungen nicht unterschätzen. Für viele meiner Empfehlungen ist ein Auto auf jeden Fall sinnvoll. Und wenn man mit Freunden auf eine Wein-Tour gehen möchte, kann man sich gut einen Guide plus Auto für einen Tag buchen.
Für die Parkwächter, viele selbsternannt und zu erkennen an ihren gelben Verkehrswesten, sollte man immer ein paar Rand in der Tasche haben, ob auf dem Signal Hill oder woanders in der Stadt. Fünf bis 10 Rand sind üblich. An der Long und Loop Street gibt es mittlerweile richtige Politessen, die beim Einparken zum Kassieren vorbeikommen.
Dasselbe gilt auch für die Tankwarts, die beim Betanken des Autos gerne gründlich die Scheiben wischen.
In Restaurants gibt man mindestens 10% Trinkgeld, bei gutem Service gerne mehr.
Wo wohnen?
Im Studium habe ich in Tamboerskloof gewohnt. Tamboerskloof liegt am Fuße des Signal Hill. Es ist das deutsche Viertel mit einer deutschen Schule und Gemeinde. Noch heute ist es mein Lieblingsviertel, mit seinen wunderschönen viktorianischen Häusern, den kleinen Straßen- und Nachbarschaftscafés und den entspannten Bewohnern. Hier wohnen weiterhin viele deutsche Austauschstudenten, man hört deutsch an jeder Ecke.
Schöne self-catering Unterkünfte findet man bei AirBnB z.B. das Artist Loft , oder bei der Suche im Web: King Street Accomodation und InAweStays.
Bed and Breakfast finden sich auch an jeder Ecke. Bei meinen Recherchen ist mir vor allem das La Grenadine ins Auge gestochen. Selbst dort gewohnt habe ich allerdings noch nicht.
Wenn man allein oder zu zweit preisgünstig unterwegs ist, kann man auch immer gut bei Adam in Tamboerskloof unterkommen. Adam betreibt ein Gästehaus mit Zimmern und Gemeinschaftsküche. Er ist ein super Typ, liegt bestimmt an seinen ostwestfälischen Wurzeln ;-), und mittlerweile ein Freund geworden. An dem Lagerfeuer, dass regelmäßig im Innenhof von Adams Place entzündet wird, habe ich schon tolle Abende verbracht, Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Mittlerweile haben Adam und seine Frau, eine Architektin, schöne Ferienappartments am Bluebergstrand gebaut. Perfekt für die Surfer unter Euch.
Das Viertel De Waterkant ist ein sehr junges Viertel, das ich in den letzten Jahren auch sehr ins Herz geschlossen habe. Vor 20 Jahren hat man sich dort nicht hingewagt, es gab viele baufällige Häuser und dunkle Ecken. Mit dem Einkaufscenter Cape Quarter hat die Gentrifizierung um sich gegriffen. Die Häuser wurden wunderschön renoviert, es gibt Cafés und alles ist gut fußläufig zu erreichen. In unserer Elternzeit haben wir sechs Wochen hier verbracht und mit Freunden im schönen Haus von Amanda gewohnt. Das Haus hat einen Patio und eine Dachterrasse, von der aus man den Tafelberg sehen kann. Amanda selbst ist supernett, immer gut erreichbar und hat extra für uns einen Pürierstab besorgt, damit wir den Babybrei für unsere Raupe selbst kochen können.
Auch hier finden sich tolle Bed and Breakfasts. Das herzige kleine Village Café ist leider der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, ich hoffe noch auf einen würdigen Nachfolger.
Was machen?
Zum Einstimmen am ersten Abend fahre ich am liebsten mit einer Decke und einer Flasche Wein auf den Signal Hill. Getränke und Snacks lassen sich spontan auf dem Weg z.B. bei der Kloof Nek Superette, dem letzten Kiosk vorm Gipfel sozusagen, besorgen. Lasst Euch nicht von den Auto-Kolonnen abhalten, man findet immer einen Parkplatz und ein ruhiges Eckchen abseits der Reisegruppen! Einmal angekommen, einfach einen der wunderschönen Sonnenuntergänge, den die Stadt zu bieten hat, mit Blick auf Robben Island und Seapoint, genießen.
Zu gerne erinnere ich mich an einen magischen Moment: Wir hielten auf dem Rückweg in die Stadt am Rand der Straße, um den Ausblick über die beleuchtete Stadt zu genießen. Der Verkehr war abgeebt, als in die Stille hinein der Ruf des Muezzin aus dem nahe gelegenem Bo-Kaap erklang. Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Samstags ist Markttag! Auf dem Woodstock Food Market kann man sich bei Live Music und Peoplewatching den Magen vollschlagen. Von Austern, Frühstück, über Curries und Sushi gibt es alles, was die vielfältige Kapstädter Küche zu bieten hat. Und wenn die Hose nicht mehr passt, kann man auf dem angrenzenden Designgoodsmarket neue Kleider shoppen. Nicht umsonst wurde Kapstadt 2014 zur Design-Hauptstadt gekürt. Es lohnt sich auch, die neuen schicken und hippen Läden in Woodstock rundum den Markt zu erkunden. In den verwinkelten kleinen Malls findet man immer wieder einzigartige Schätze.
In Hout Bay am Hafen findet ihr ebenfalls einen Markt, ein wenig alternativer, der hat auch schon freitags geöffnet – man muss also nix verpassen!
Etwas entspannter geht es auf dem Oranjezicht Farm Market neben der Waterfront zu, der ist samstags und sonntags geöffnet.
Wer morgens schon bereit ist, etwas weiter zu fahren, fährt auf das Weingut Blaauwklippen zum Family Market mit Hüpfburgen, Picknickmöglichkeiten und kleinem Streichelzoo.
Nach all dem Essen und Shopping ist es Zeit für etwas mehr Aktivität:
Mindestens einmal sollte man auf dem Tafelberg gewesen sein. Natürlich nicht per Gondel, sondern zu Fuß! Das hat selbst meine Raupe mit sechs Jahren schon geschafft. Meine Lieblingsroute ist der einfache und zeitlich überschaubare Pletterklip Gorge hinter der Seilbahnstation. Runter fahre ich dann, nach einem Kaltgetränk auf dem Gipfel, mit der Seilbahn. Man sollte möglichst früh losgehen, ansonsten wird die Hitze unerträglich. Es gibt CapeTownians, die Laufen diese Strecke als Sporteinheit täglich – rauf und runter!
Es gibt aber noch viele andere Wege auf den Berg, insbesondere ist den Wenigsten bewusst, dass sich der Table Mountain National Park bis zum Kap zieht. Es gibt auch die Möglichkeit, dort in Hütten zu übernachten. Fragt bei der Touristinfo oder googelt die schönsten Routen!
Auch auf den Lions Head kann man wandern bzw. wird es hier schon etwas steiler und man muss teilweise klettern. Ich habe es mit meiner Höhenangst leider erst einmal geschafft. Viele gehen zum Sonnenuntergang hoch, das heißt natürlich der Abstieg ist im Dunkeln. Feste Schuhe und eine Stirnlampe sind ein Muss!
Auf keinen Fall sollte man die Kirstenbosch Gardens Summer Concerts verpassen. Jeden Sonntag spielen Bands auf der Bühne des botanischen Gartens. Dabei wird gepicknickt und der Ausblick genossen. Im Dezember wird es mit den Christmas Carols weihnachtlich.
Auch über die Long Street sollte man einmal spazieren, hier gibt es Bars, Backpacker, Second Hand Läden und Shops für afrikanische Kunst. Kurz vor dem Ende findet sich der Markt am Greenmarket Square, wo viele Touristen Souvenirs kaufen.
Das Bo-Kaap mit seinen farbenfrohen Postkarten-Häusern ist geschichtsträchtig, hier lohnt es sich einen Guide zu buchen, um die Entstehung zu verstehen. Kap-Malaiisch Snacks wie Samsosas u.v.m. findest man im Biesmiellah Restaurant am Ende der Wale Street.
Wo essen?
Breakfast
Frühstücken kann man morgens besonders gut im Blue Café in Tamberskloof. Es existiert seit Jahrzehnten und ich kenne es seit dem Studium. Der Service ist freundlich und hat sein ganz eigenes Tempo. Auch Aufläufe, Pizza und Tagesgerichte sowie ein kleiner Supermarkt mit Spezialitäten zum Mitnehmen findet ihr in dem kleinen blauen Haus – es wurde mittlerweile gestrichen, nach Besitzerwechsel und Umbenennung 😉 – an der Brownlow Street.
Das Cafe Paradiso und das Manna epicure liegen einander gegenüber an der Kloofstreet und bestechen mit Eggs Benedict und vielem mehr. Auch abends kann man in beiden Restaurants glücklich werden.
Wer schon wach genug ist weiter zu fahren: Dunes Café in Hout Bay oder Buitenverwachting in Constantia eignen sich auch gut zum Frühstück, letzteres mit anschließender Weinprobe!
Teatime
Gediegen geht es im Mount Nelson Hotel beim Afternoon Tea zu. Die lange Tafel mit Kuchen und Canapés beeindruckt mich immer wieder. Frische Scones muss man beim Kellner bestellen. Nur selten bekommt man sponatn einen Platz, man sollte vorher reservieren.
Aber auch das Clubsandwich ist nicht zu verachten.
All day long
Das trendige The Power and the Glory eignet sich rundum die Uhr für einen Abstecher, ob morgens für ein Müsli, mittags zum Salat, Kuchen zur Teezeit, Hot Dog nach dem Beach und abends als Bar.
Bartime
Das Asoka ist eine Institution. Seit Jahrzehnten ist dort dienstags Party- und Tanznacht, die Drinks sind auch an den anderen Tagen nicht zu verachten.
Dinner
Wichtig ist es, rechtzeitig zu reservieren, eigentlich immer und überall. Wenn man bereit ist, an der Bar zu warten oder sogar dort zu essen, hat man allein oder zu zweit manchmal Chancen, aber ansonsten gilt: Plan machen und reservieren! Das geht bei den meisten Restaurants online über Dineplan. Bei den schickeren Restaurants muss man teilweise die Kreditkartennummer hinterlegen, im Fall der Fälle wird eine No-Show-Fee abgezogen oder man muss sogar anzahlen. 24 Stunden im Voraus kann man aber eigentlich immer umsonst stornieren.
Chefs Warehouse&Canteen gibt es, so wie ich es kenne, nicht mehr. Mittlerweile hat Liam Tomlin vier Restaurants verteilt über Kapstadt und ich würde alle ungesehen empfehlen. Im Thali, dem indischen Restaurant, kann man ausnahmsweise nicht reservieren.
Die Bree Street hat einige schöne, neue und teilweise auch wechselnde Restaurants und hat sich in den letzten Jahren zu DEM Foodie-Place gemausert. Hier kann man gut flanieren und sich treiben lassen, wobei es auch hier schwer ist, ohne Reservierung einen Platz zu ergattern.
Im Black Sheep gibt es typisch lokale Küche zu entspannten Preisen und in lockerem Ambiente.
Das Aubergine ist sehr klassisches Fine-dining in einer wunderschönen Location – mittlerweile finde ich den Chef arrogant und sehr unsympathisch und gehe nicht mehr gerne hin. Es war 12 Jahre mein Lieblingsrestaurant, kulinarisch gibt es also ganz und gar nichts auszusetzen.
Im Carne Keerom ist der Name Programm, direkt gegenüber liegt das ebenso schöne Restaurant
95 keerom, vom gleichen Besitzer. Von beiden Restaurants gibt es mittlerweile mehrere Ableger.
Etwas alternativer, aber lustig und lecker und auch einfach als Bar zu „missbrauchen“:
Meine persönliche Neuentdeckung in den letzten Jahren ist das Viertel De Waterkant: Hier wohnt und feiert die Gay Community: Im Manhattan gibt es super Burger, abends ist es sehr voll, am Wochenende laut und die Kellner sind gerne oben ohne unterwegs.
Beste Pizza in Town: Col Cacchio, direkt in Camps Bay oder per OrderIn online nach Hause bestellen.
Der PotLuckClub – gleicher Inhaber wie die leider geschlossene, ausgezeichnete Testkitchen – befindet sich auf dem Gelände der Old Biscuit Mill. Es geht sehr entspannt zu. Die Gerichte werden im Tapa-Style serviert. Um die Mittagszeit bekommt man relativ kurzfristig einen Tisch, insbesondere samstags, wenn sich alle anderen auf dem Foodmarket auf demselben Gelände die Bäuche vollschlagen.
Das Fyn hat einen der begehrten Plätze auf der San Pellegrino List ergattert. Es hat lange gedauert bis ich dem Hype nachgegangen bin und ich gebe zu: Er besteht zurecht. Das Fyn ist der fast neue heiße Scheiß!
Südafrika ist ein großes Land und so ist es nicht ungewöhnlich, große Entfernungen für Restaurantbesuche zurückzulegen. Viele der besten Restaurants befinden sich in den Winelands auf den Weingütern. Hier meine Favorites.
Overture war eines meiner absoluten Lieblings-Restaurants, 2011 war ich zum ersten Mal dort. Bedauerlicherweise hat es diesen Herbst geschlossen.
ABER es steht schon die Neueröffnung auf Waterkloof als Chorus an.
Rust en Vrede, Restaurant auf dem gleichnamigen Weingut. Fun Fact: Der Koch wusste vor meinen Eltern, dass ich schwanger war. Ich brauchte ausnahmsweise ein anderes Menü, normalerweise kann man die Menüs nur tischweise bestellen.
Terroir, fantastisches Restaurant auf dem Weingut auf Klein Zalze,
Jordan, versteckt und gut, sehr gut.
Im The Table at De Meye kann man im Garten unter schattenspendenden Bäumen wunderschöne festgesetzte Menüs im family-style – das Essen wird auf großen Platten und in Schüsseln serviert und man kann sich selbst bedienen – essen. Side-Info: Hier hat Jochen Schropp geheiratet.
Indochine auf Delaire Graff, siehe unten.
Waterkloof!!! Moderne Architektur und biodynamischer Weinanbau, Winetasting am Kamin möglich.
La Colombe, Hauptrestaurant großartig, wir waren nachhaltig beeindruckt und von der Weinbegleitung ordentlich mitgenommen.
Shopping
Viele lokale Designer findet ihr an den Ständen auf den Neighbourgoods Märkten, manche haben zusätzliche richtige Shops oder vertreiben ihre Produkte online. Meine Lieblinge möchte ich hier nochmal hervorheben:
Kleidung:
Schmuck:
Haushaltswaren:
Für Sonnenanbeter
Die Strände Clifton 1-4 sind sehr schön, jeder hat ein eigenes Thema: 1 ist der Hundestrand, an 2 hängen die Locals ab, an 3 die Gay Community und 4 ist der Familienstrand, dessen Infrastruktur mit dem nahe gelegenem Parkplatz, den zu mietenden Liegen und den Toiletten und Duschen die Beste ist.
Camps Bay Beach ist mir persönlich zu windig
Danach:
Sun Downer & Sandwich in Camps Bay (z.B. im Caprice, seit Jahren dem Place to be, zu späterer Stunde wird auf den Tischen getanzt) – mein Lieblings-Achtziger-Jahre Restaurant hat leider geschlossen – oder im The Bungalow, ansonsten zieht mich außer vielleicht noch die Pizza wenig nach Camps Bay.
Wer bereit ist, ein wenig zu fahren, findet in Landadno einen schönen Strand und kann sich dort am Fuße von Marius Müller-Westernhagens Villa bräunen.
Sport
Die Südafrikaner sind sehr sportlich. Ob Radfahren, Schwimmen, Laufen, Bergwandern, Kiten, Wellenreiten und Seekajaken oder auch nur Beachball. Alles wird mit angemessenem Ehrgeiz und sportlichem Kampfgeist betrieben.
Alljährlich am Ostersamstag findet der Two Oceans Marathon statt: Ein Ultramarathon 56 km ums Kap. Wer noch eine Herausforderung sucht, ist hier richtig. Auch Radrennen ums Kap finden regelmäßig statt.
Wer nicht im eiskalten Meer schwimmen will – in Clifton 4 treffen sich abends nach der Arbeit regelmäßig Menschen, die dort ihre Bahnen ziehen – wird vielleicht im Seapoint Swimming Pool mit seiner olympischen Größe glücklicher.
Reiten kann man vielerorts. In den Weinbergen oder am Nordhoek Beach. Mein schönstes Reiterlebnis hatte ich in einem Nationalpark auf dem halben Weg nach Hermanus, auf dem Weg zum Strand passiert man Herden von Wildpferden. Organisiert hatte das damals der Reitstall Klein Paradys.
Zum Surfen geht es am besten nach Muizenburg oder an den Bluebergstrand (die Surferbar dort ist wohl das Doodles). Wer bereit ist, weiter zu fahren, kann die Lagune von Langebaan an der Westküste ansteuern.
Meine Lieblings-Joggingstrecke ist die Promenade in Seapoint. Bei Bedarf finden sich auch noch Fitnessgeräte auf dem Grünstreifen.
Yoga kann ich bei Yoga life in De Waterkant empfehlen.
Trotz oder vielleicht auch wegen meiner Höhenangst – als selbstverordnete Konfrontationstherapie sozusagen – bin ich einmal von Signal Hill geparaglided und es war fantastisch, so dass ich es gleich meinem Gatten geschenkt habe. Er ist vom Lions Head gesprungen, was aber nur bei bestimmten Windverhältnissen möglich ist. Auch er war hin und weg. Ich kann keine spezielle Company empfehlen und würde einfach die Guides auf der Absprungstelle auf dem Signal Hill ansprechen. P.S.: Die Selbsttherapie ist fehlgeschlagen, Höhenangst habe ich immer noch.
Mit Kindern
Kapstadt geht ganz wunderbar mit Kindern. Die Kapstädter sind sehr kinderlieb und eigentlich kann man Kinder überall mit hinnehmen, nur abends in Fine-Dining Restaurants wird es nicht so gerne gesehen. Einige wenige Restaurants wollen selbst mittags keine Kinder da haben. Ansonsten gibt es viele wunderschöne Orte, die explicit mit Kindern toll sind.
Das Dunes Café in Hout Bay ist zu jeder Tageszeit ein Highlight. Frühstück am Morgen, Fish and Chips mittags und ein Sundowner am Abend. Für Eltern bieten sich die Tische rund um den Piratenspielplatz im Garten des Cafés an. In der Hochsaison lohnt es sich, vorab zu reservieren.
Das Cafe Paradiso am Kloof Nek gehört – wie der Bombay Bicycle Club (siehe oben) – zur Madame Zingara Gruppe. Hier sind Kinder nicht nur willkommen, sondern sogar erwünscht. Es werden Pizzabackkurse für Kinder angeboten. Auch hier ist man zu jeder Tageszeit gut aufgehoben.
Im Col Cacchio in Camps Bay, gibt es nicht nur die beste Pizza der Stadt. Der Ausblick auf den Sonnenuntergang in Camps Bay nach einem Strandtag ist nicht zu verachten. Für die Kinder gibt es selbstverständlich Malsachen…
Die Südafrikaner sind Weltmeister im Picknicken und ich finde es eine geniale Art, mit Kindern zu Essen. Keiner muss ruhig am Tisch sitzen. Aufstehen und toben ist zwischendurch erlaubt, während die Eltern mit einem Glas Wein auf der Decke chillen. Auf
Vergenoegd werden Picknicks mit vorgefertigten Picknickkörben angeboten, dabei kann man den preisgekrönten Enten, für die das Weingut bekannt ist, beim Rennen zuschauen.
Auf Vergelegen geht es ein wenig edler zu. Man sitzt an Tischen unter beeindruckenden Kampferbäumen. Für die Kinder gibt es einen Sitzsack und ein Extrapicknickkorb. Zwischendurch können sie durch den Wald stromern und auf den Baumwurzeln klettern.
Auch der botanische Garten eignet sich sehr gut als Picknick-Location. Keine Sorge, wenn ihr keine Küche habt, könnt ihr tolle Salate und Snacks z.B. bei Woolworth kaufen. Am besten kombiniert man das Picknick direkt mit einem der sonntäglichen Kirstenbosch Summer Concerts. Macht Euch keine Gedanken, ob Euch die Musik gefällt, die ist fast nebensächlich, denn das Event an sich zählt!
Frühstück auf Buitenverwachting zwischen Enten und Hühnern.
Ein Abend- oder Mittagessen in der The Millhouse Kitchenn kann man direkt mit einem Winetasting auf Lourensford kombinieren. An den Restaurantgarten schließt sich direkt ein eingezäunter Kinderspielplatz an.
Als Strände eignet sich St. James mit seinem Tidal Pool, zum einen da es sich aufwärmt, zum anderen, da die Strömungen und Wellen hier abgehalten werden.
Tagesausflüge
Wenn man in Kapstadt ist, muss man natürlich einmal zum Cape of Good Hope. Hierfür schlage ich gleich einen ganzen Tagesausflug 1 ums Kap vor:
Über den berühmten Chapmans Peak Drive – es ist eine kostenpflichtige Route – über Nordhoek Beach geht es zum Kap. Wer mag, kann den Straußen auf der Cape Ostrich Farm hallo sagen. Next Stop Cape of Good Hope mit obligatorischem Foto am Schild und weiter zu einer kleinen Wanderung zum Leuchtturm am Cape Point.
Auf dem Rückweg gehts für eine Abkühlung mit den Pinguinen an den Boulder Beach.
Zum Abendessen empfehle ich einen Stopp in Kalk Bay- unten im Harbour Restaurant befindet sich das Live Bait. Wenn man Glück hat haben sie gerade Austern und Crayfish auf der Karte. Ich mag es sehr mit seinem schlichten griechischen Hafenflair. Die Gischt klatscht bisweilen an die Fenster und man kann den Robben beim Sonnenbaden auf der Hafenmauer zuschauen. In der oberen Etage findet sich ebenfalls ein Restaurant, dort geht es etwas schicker zu.
Kalk Bay ist mit seinen kleinen Cafés und dem Markt am Hafen natürlich auch ein Must.
Einen weiteren Tagesausflug 2, wenn nicht zwei, sollte man nach Stellenbosch und Umgebung (Wein Tour) planen:
Es gibt sehr, sehr viele gute Weingüter. Von groß und touristisch sehr erschlossen bis klein und familiär findet man alles was das Herz begehrt. Wichtig ist auf die Öffnungszeiten zu achten und vielleicht schon ein Restaurant für mittags oder abends oder beides zu buchen.
Vergenoegd – mittlerweile Vergenoegd Löw, da es von einem deutschen Unternehmer gekauft wurde – begleitet mich aufgrund seiner Nähe zu dem Krankenhaus, in dem ich während des Studiums gearbeitet habe, schon seit 20 Jahren,. Ja, wir waren manchmal zum Lunch da. Heutzutage weiß ich gar nicht, was eine Mittagspause ist und von der Qualität unsere Kantine möchte ich gar nicht erst anfangen. Aber ich schweife ab.
Das damalige Restaurant Pomgranate hat leider geschlossen. Im Herbst wurden immer Harvest Dinner im Innenhof der Weinkeller veranstaltet und man konnte selbst die Trauben stampfen. Mittlerweile hat sich das Weingut vergrößert und modernisiert, wirkt weniger familiär. Bertus Basson, der Inhaber des Overture und zukünftigen Chorus, hat dort das Geuwels eröffnet. Das Restaurant bereitet auf Vorbestellung auch Picknickkörbe vor, die man dann auf den Wiesen verzehren kann.
Auf Asara kann man nicht nur bei einem tollen Ausblick gut essen, sondern auch nächtigen.
Beeindruckend schick ist der Delaire Graff Estate mit seinem Restaurant dem Indochine, auch hier kann man sich einbuchen und auf höchstem Niveau inclusive Spa verwöhnen lassen.
Tokara direkt gegenüber ist architektonisch moderner. Die Besonderheit neben dem Wine-Tasting ist das Olivenöl-Tasting.
The Millhouse Kitchen, sehr kinderfreundlich, ist gut für eine Mittagspause. Sie liegt auf dem Lourensford Wine Estate. Man kann neben einem einfachen Winetasting auch eine Wine- and Chocolate-Tasting oder ein Turkish Delight and Wine-Tasting machen.
Vergelegen ist riesig und geschichtsträchtig. Es gibt mehrere Restaurants, einen Rosengarten und riesige Kampferbäume auch eine Führung lohnt sich hier.
Weingüter für Weinproben (davon gibt es noch viel mehr sehr Gute, daher wieder nur ein paar Beispiele):
Morgenhof kenne ich seit Jahren durch meine Eltern. Hier kann man auch ein kleines feines Lunch einnehmen.
Meerlust ist sehr klein und intim, ein kleiner Tasting Room mit Ledersesseln. Meist ist man allein. Es gibt großartige Weine.
Morgenster bietet neben Weinen hervorragende Olivenöle. Es liegt versteckt neben Vergelegen, Zudem findet sich hier das Restaurant 95 at Morgenster eine Filiale des 95 Keerom.
Auf Kanonenkop gibt es tolle Pinotages, es ist wenig touristisch.
Auch auf Waterford gibt es Wein und Schokoladentasting in tollem Ambiente.
Unseren Hauswein beziehen wir über Freunde von Boschkloof, ein kleines, weniger bekanntes Weingut.
Mitten in der Weinregion gelegen findet sich das weitläufig bekannte und viel besprochene Babylonstoren: Spa, Weingut, Restaurant. Schon viel drüber gelesen und gehört, noch nie dagewesen…. Es muss sehr beeindruckend sein.
Für einen Tagesausflug 3 an die Westküste empfehle ich den Strandloper. Dort gibt es ein Fischbarbeque bzw. auf afrikaans “Braai” am Strand. Die Getränke kann man selbst mitbringen. Es ist urig und ein tolles Erlebnis.
Wer eine Nacht bleiben möchte, fährt am besten nach Paternoster weiter. Dort findet ihr auch das Wolfgat, eins der derzeit besten Restaurants in Südafrika.
In der Nähe von Gordon´s Bay Richtung Hermanus gibt es sehr einsame Strände, an denen man hervorragend in Ruhe Snoek grillen und äußerst dramatische Sonnenuntergänge beobachten kann. Das würde ich allerdings nur in Begleitung von Einheimischen empfehlen.
Abstecher
Es gibt noch Gamefarms in der Nähe von Kapstadt als Minimalvariante einer Safari…
http://www.botlierskop.co.za, hier war ich vor 20 Jahren schon mal, und habe eine Quadbike-Tour durch den Park gemacht. Mittlerweile war ich im Etosha und Krüger National Park, aber damals war es beeindruckend.
Auf der Garden Route habe ich eigentlich nur 2 Tipps:
Das Addo Elephant House ist ein toller Ausgangspunkt für Safaris in den Addo Elephant Park.
Das Hoteleigene Restaurant war leider coronabedingt geschlossen. Wir waren sehr glücklich mit der Empfehlung: Molo Lolo.
Um sich zwieschen den langen Autofahrten die Beine zu vertreten, kann man gut am Tsitsikamma National Park und über den Mouth Trail zur Hängebrücke am Storms River laufen.
In Plettenberg Bay haben wir am Keurboomstrand im Dolphin View (gefunden bei AirBnB) gewohnt. Es hat seinem Namen alle Ehre gemacht.
Einen Nachmittag haben wir mit einem Elephant Trunk-to-Hand-Walk im Elephant Sanctuary Plettenberg Bay verbracht.
Abends haben wir im Emily Moon gegessen. Ein verwunschener, magischer Ort. Auch schlafen kann man hier.
Greyton ist das Wochenendausflugsziel der Städter. Man kann sich mit Ponykarren zum Einkaufen fahren lassen. Es ist toll zum Wandern. Die Restaurants haben vor allem von donnerstag bis sonntags geöffnet. Zum Übernachten kann ich das Ferienhaus eines Freundes empfehlen. Es ist liebevoll eingerichtet, toll gelegen und hat einen schönen Garten, in dem einen von Zeit zu Zeit freilaufende Pferde besuchen.
Wow, das ist länger geworden als erwartet. Ich hoffe, ich konnte Euch mein Kapsatdt ein wenig näher bringen. Meine Empfehlungen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellen tatsächlich meine perfekten zwei Wochen in der Mother City dar. Herzlichst, Pia.
Liebe Pia,
dein toller Bericht erhöht die Vorfreude auf unsere 6 Wochen
Südafrika Anfang 2023 🙂
Alles Liebe
Petra
Das freut mich sehr!